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Mittwoch, 3. Juli 2013

1. Juli 2013



Nach dem Frühstück gingen wir auf unsere Zimmer um unsere Koffer zu packen. Bis unser Bus kam, hatten wir noch etwas Zeit und nutzten diese um uns bei einem Spaziergang ein wenig umzuschauen. Überall saßen die Menschen vor ihren Lehmhäusern und hielten in ihrer Arbeit inne, wenn sie uns sahen. Die Erwachsenen schauten uns oft erst kritisch an, doch sobald wir ihnen zulächelten und winkten, erwiderten sie dies sehr herzlich. Die kleinen Kinder schauten uns fasziniert nach und kamen auf uns zu gerannt um uns zu umarmen und anzufassen.

Auf unserer Fahrt zu unserer neuen Unterkunft in Gatagara bekamen wir einen Einblick in Ruandas Landschaft: die grünen Hügel, kurvige Landstraßen, auf denen immer wieder Menschen mit Körben voll Bananen auf dem Kopf zu sehen waren und die kleinen Hütten, in denen es für uns unvorstellbar ist zu leben.

Angekommen, haben wir erst etwas Warmes zu essen bekommen: Maniok-Suppe, Reis, Nudeln, Kartoffeln und Fleisch, zum Nachtisch gab es Maracuja, Baumtomaten und „grand Michel“ (eine Bananensorte).

Dann war es endlich soweit! Wir sind zum ersten Mal zu unserer Partnerschule, der „École Secondaire De Ruhango“, gefahren. Wir alle waren völlig überwältigt von dem herzlichen Empfang der Schüler, die alle trotz Feiertag in einer großen Halle versammelt waren. Der Jumelage-Club (die „Patnerschafts-AG“) schenkte uns vor dem Eingang T-Shirts und eine Art Schülerzeitung, die sie extra für uns zusammengestellt hatten. Als wir die Halle betraten, begannen alle Schüler zu jubeln und zu klatschen. Das war ein seltsames Gefühl für uns, da sie so begeistert waren uns zu sehen. Es wurden verschiedene Reden unter anderem vom Schulleiter gehalten, von denen wir leider nicht viel verstanden haben.
Besonders gefallen haben uns die Tanzaufführungen, vor allem als die Schüler von der Bühne herunterkamen, uns an die Hände nahmen und mit uns tanzten. Nach dem Empfang hatten wir den Rest des Nachmittags Zeit, um die Schule zu entdecken und neue Freundschaften zu schließen. Auch hier waren wir ziemlich überwältigt. Die Schüler stürmten auf uns zu. Alle wollten uns die Hand geben, uns umarmen und berühren. Besonders fasziniert waren sie von unseren Haaren, die sie gar nicht mehr loslassen wollten. Im Gegensatz zu den anderen unserer Gruppe, haben wir beide es geschafft zusammen zu bleiben. Ein Mädchen namens Alicia zeigte uns die Klassenräume, das Lehrerzimmer, die Kuh und die Schweine. Um uns herum bildete sich ein Kreis von ca 40 Schülern, die alle etwas fragen wollten. Auch hier war es sehr schwer sie zu verstehen und wir mussten auf Englisch und Französisch oft nachhaken. Sie wollten unbedingt, dass wir ihnen etwas vorsingen und tanzen. Daraufhin sagen wir das Lied „Bibabutzemann“. Sie fingen total begeistert an mitzuklatschen und laut Butzemann im Takt zu rufen. Nach der Zeit fühlten wir uns von dem engen Körperkontakt etwas bedrängt. Es war anstrengend alle Fragen zu beantworten und dabei von allen Seiten angefasst zu werden. Sie fragten uns nach unserer Religion, nach Unterschieden zwischen Deutschland und Ruanda, was wir gern Essen und welchen Sport wir mögen, was wir für Musik hören oder ob wir einen Freund haben. Bei der Antwort „Nein“ boten sich gleich mehrere an und wollten näheren Kontakt zu uns aufbauen indem sie uns nach unseren E-Mail-Adressen fragten. Die Frage, „Ob wir noch unsere Eltern haben“, hat uns sehr berührt, da nur die Jüngsten unter ihnen das Glück haben, dass ihre Eltern den Genozid überlebt haben. Letztendlich waren wir dann froh in unserem Bus zurück nach Gatagara zu sitzen. Dort fühlen wir uns richtig wohl, denn die Zimmer sind größer und es gibt weniger Krabbeltiere. Es ist für uns schon wie ein kleines Zuhause.
Anna und Viviane