Nach dem Frühstück gingen wir auf unsere Zimmer um unsere
Koffer zu packen. Bis unser Bus kam, hatten wir noch etwas Zeit und nutzten
diese um uns bei einem Spaziergang ein wenig umzuschauen. Überall saßen die
Menschen vor ihren Lehmhäusern und hielten in ihrer Arbeit inne, wenn sie uns
sahen. Die Erwachsenen schauten uns oft erst kritisch an, doch sobald wir ihnen
zulächelten und winkten, erwiderten sie dies sehr herzlich. Die kleinen Kinder
schauten uns fasziniert nach und kamen auf uns zu gerannt um uns zu umarmen und
anzufassen.
Auf unserer Fahrt zu unserer neuen Unterkunft in Gatagara
bekamen wir einen Einblick in Ruandas Landschaft: die grünen Hügel, kurvige
Landstraßen, auf denen immer wieder Menschen mit Körben voll Bananen auf dem
Kopf zu sehen waren und die kleinen Hütten, in denen es für uns unvorstellbar
ist zu leben.
Angekommen, haben wir erst etwas Warmes zu essen bekommen:
Maniok-Suppe, Reis, Nudeln, Kartoffeln und Fleisch, zum Nachtisch gab es
Maracuja, Baumtomaten und „grand Michel“ (eine Bananensorte).
Dann war es endlich soweit! Wir sind zum ersten Mal zu unserer
Partnerschule, der „École Secondaire De Ruhango“, gefahren. Wir alle waren
völlig überwältigt von dem herzlichen Empfang der Schüler, die alle trotz
Feiertag in einer großen Halle versammelt waren. Der Jumelage-Club (die „Patnerschafts-AG“)
schenkte uns vor dem Eingang T-Shirts und eine Art Schülerzeitung, die sie
extra für uns zusammengestellt hatten. Als wir die Halle betraten, begannen
alle Schüler zu jubeln und zu klatschen. Das war ein seltsames Gefühl für uns,
da sie so begeistert waren uns zu sehen. Es wurden verschiedene Reden unter
anderem vom Schulleiter gehalten, von denen wir leider nicht viel verstanden
haben.
Besonders gefallen haben uns die Tanzaufführungen, vor allem
als die Schüler von der Bühne herunterkamen, uns an die Hände nahmen und mit
uns tanzten. Nach dem Empfang hatten wir den Rest des Nachmittags Zeit, um die
Schule zu entdecken und neue Freundschaften zu schließen. Auch hier waren wir
ziemlich überwältigt. Die Schüler stürmten auf uns zu. Alle wollten uns die
Hand geben, uns umarmen und berühren. Besonders fasziniert waren sie von
unseren Haaren, die sie gar nicht mehr loslassen wollten. Im Gegensatz zu den
anderen unserer Gruppe, haben wir beide es geschafft zusammen zu bleiben. Ein
Mädchen namens Alicia zeigte uns die Klassenräume, das Lehrerzimmer, die Kuh
und die Schweine. Um uns herum bildete sich ein Kreis von ca 40 Schülern, die
alle etwas fragen wollten. Auch hier war es sehr schwer sie zu verstehen und
wir mussten auf Englisch und Französisch oft nachhaken. Sie wollten unbedingt,
dass wir ihnen etwas vorsingen und tanzen. Daraufhin sagen wir das Lied
„Bibabutzemann“. Sie fingen total begeistert an mitzuklatschen und laut
Butzemann im Takt zu rufen. Nach der Zeit fühlten wir uns von dem engen
Körperkontakt etwas bedrängt. Es war anstrengend alle Fragen zu beantworten und
dabei von allen Seiten angefasst zu werden. Sie fragten uns nach unserer
Religion, nach Unterschieden zwischen Deutschland und Ruanda, was wir gern
Essen und welchen Sport wir mögen, was wir für Musik hören oder ob wir einen
Freund haben. Bei der Antwort „Nein“ boten sich gleich mehrere an und wollten
näheren Kontakt zu uns aufbauen indem sie uns nach unseren E-Mail-Adressen
fragten. Die Frage, „Ob wir noch unsere Eltern haben“, hat uns sehr berührt, da
nur die Jüngsten unter ihnen das Glück haben, dass ihre Eltern den Genozid
überlebt haben. Letztendlich waren wir dann froh in unserem Bus zurück nach
Gatagara zu sitzen. Dort fühlen wir uns richtig wohl, denn die Zimmer sind
größer und es gibt weniger Krabbeltiere. Es ist für uns schon wie ein kleines
Zuhause.
Anna und Viviane